Unsere Ernährung, die erste Medizin
- 13 August 2019
- Josef Zisyadis, Direktor
In 50 Jahren hat die Lebensmittelindustrie den Inhalt unserer Teller revolutioniert. Sie hat es geschafft, dass 80 % der Nahrungsmittel auf unseren Tischen verändert sind. Sie enthalten Zusatzstoffe, Farbstoffe, GVOs, Pestizide. Sie werden bestrahlt und mit Transfettsäuren und gehärteten Fetten gewürzt. Sie sind mit zugesetztem Zucker und verstecktem Salz vollgestopft.
Das Programm ist simpel: Dieses Fressen geht in Richtung null Vorbereitung, null Geschirr, null Kauen, null Kalorien. Und schon bald kommen die ersten Wohnungen ohne Küche auf den Markt…
Aber diese finstere Aussicht ist noch längst kein Verhängnis. Denn von überall her gibt es Widerstand. Ein neues Landwirtschaftsmodell besteht in der Form der Agrarökologie. Die Konsumenten ihrerseits wollen wieder kurze Beschaffungswege und selbst in der Küche stehen. Der beste Beweis für die Zukunft des guten Essens: diejenigen, welche dem Junkfood den Rücken gedreht haben, kehren nie mehr um.
Sie wollen die Verbindung zwischen den Menschen und der Natur verschwinden lassen? Lassen Sie uns Beziehungen aus Vergnügen und Menschlichkeit knüpfen mit den Männern und Frauen, welche täglich unsere Nahrung produzieren.
Nehmen wir zum Beispiel das Brot, das handwerklich hergestellte Brot, das hausgemachte Brot, das dieses Jahr an der Genusswoche geehrt wird. Jeder anspruchsvolle Konsument lässt das industrielle, weiche, vorgebackene und tiefgekühlte Brot mit den vielen allergenen Stoffen reflexartig liegen. Sogar im Restaurant! Die uralte Geste des Knetens zuhause mit den Kindern wiederzuerlangen ist ein Moment des Glücks, den in der Schule schon die Jüngsten lernen sollten.
Der Geschmacksunterricht in der Schule findet endlich ihren Weg ins Bundesparlament. Die Volksinitiative «Jugend + Genuss» der Bewegung Slow Food wurde vom Gemeindepräsident der Genussstadt 2019 beim Nationalrat eingereicht. Die Debatte kann beginnen!
Wir gewinnen nichts mit Verboten, Moralpredigten und Diäten jeglicher Art. Unser Ehrgeiz ist es, die Ansprüche auf das Recht auf Nahrung und die Freude am Genuss für alle zu erhöhen, ohne soziale Trennung. Diese Arbeit könnte sehr gut an den Orten gemeinschaftlicher Verpflegung beginnen.
Die Genusswoche ist gewachsen. Aber ihr Kompass zeigt immer noch in Richtung der veränderten alltäglichen Ernährung in unserem Land. Schliesslich geht es um die Gesundheit der Öffentlichkeit.
Über 50 Partner gehören heute zur Plattform des guten Essens und machen aus diesem Gourmet-Anlass den wichtigsten der Schweiz. Mit Montreux, Genussstadt 2019, und unseren 22 Patinnen, den Winzerinnen Artisanes du Vin Suisse, kann es sich das Genussfest in allen Orten des Landes gemütlich machen.